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Aus dem Leben gegriffen - 5 Schritte für gute Entscheidungen und positives Handeln

Der 1. April ist bekannt als heiterer Tag der Täuschung und Veräppelung. An diesem Tag sind wir mir auf der Hut als sonst, hinterfragen mehr die Glaubwürdigkeit der Informationen, die wir überall lesen und hören. Wir sind wachsam.

Der 1. April entpuppte sich dieses Jahr zu einem besonderen Tag. Ich war auf dem Weg zu meiner Mutter. Mein Vater lag im Krankenhaus. Ich wollte meine Mutter sehen und die Kinder sollten nach langem ihre Großmutter wieder sehen. Also testeten wir uns mit Schnelltests aus der Apotheke. Die Kinder waren negativ, doch mein Test sah irgendwie komisch aus, blasser als die anderen beiden und er zeigte einen zweiten Streifen. Jeder, der sich schon einmal selbst getestet hat, weiß, was dieser Streifen bedeutet. "Positiv". Ich testete mich gleich noch einmal, weil ich dachte, dass das nicht sein kann, hatte ich doch seit einem Jahr akribisch darauf geachtet, die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten und Kontakte so weit es möglich ist einzuschränken. Trotzdem prangte da nun der zweite Streifen. Auch der zweite Schnelltest war positiv. Für die Kinder war das plötzlich eine enorme emotionale Belastung und egal wie oft ich ihnen versicherte, dass das Testergebnis erstmal nichts schlimmes war, begann ein Gedankenkarussell. "Was wenn..."

Es war merklich schwierig die Kinder, aber auch meine anderen Familienmitglieder aus diesem "Was wenn..." Gedankenkarrussel zu befreien. Ich liess mich natürlich richtig testen, doch bis das Ergebnis vorlag, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit.

Warum erzähle ich das? Weil diese Situation so beispielhaft ist für alles, was uns in unserem Leben bewegt und zeigt, welche Mechanismen oft automatisch in uns ablaufen. Angefangen mit dem 1. April und der plötzlich erhöhten Wachsamkeit auf den Wahrheitsgehalt der Nachrichten, die wir erhalten. Im Alltag vergessen wir das oft. Wir hinterfragen seltener, versuchen oft gar nicht erst zu verstehen und zu erfassen, worum es wirklich geht, sondern bilden unsere ganz eigene Realität.Daraus entstehen unsere Reaktionen und Handlungen und wir treffen manchmal sogar folgenschwere Entscheidungen auf unzureichenden Erkenntnissen. Was wäre, wenn wir mehr hin hören würden? Was wäre, wenn wir erst versuchen zu verstehen, bevor wir handeln?

Im Falle meines positiven Schnelltests ertappte ich mich dabei, zurück zu schauen, zu überlegen, wo ich möglicherweise einen Fehler begangen haben könnte, welche Regeln ich nicht genau genug befolgt hatte, welches Risiko ich billigend in Kauf genommen hatte, denn mir wurde einmal mehr deutlich damit, welche Verantwortung ich für die daraus entstehenden Folgen trug: Ansteckungsgefahr in der Familie, Quarantäne und ihre Auswirkung auf Arbeit und Bewegungsfreiraum meiner Erstkontakte und so weiter. Das, was mir seit einem Jahr theoretisch klar war, bekam plötzlich eine praktische Komponente. Ich bekam sie zu spüren, weil ich sogleich mit Fragen wie "Hast Du Masken getragen?", "Hattest Du zu anderen Leuten Kontakt?", "Hast Du Abstand gehalten?", "Wo könntest Du es her haben?" bombardiert wurde. Meine Sorge schwang um in ein schlechtes Gewissen. Ich konnte mir das Ergebnis nicht erklären, hatte alles getan und doch hinterfragte ich mein eigenes handeln und fühlte mich plötzlich schuldig.

Das Gedankenkarussell war in vollem Gange, ohne dass ich viel dagegen tun konnte.

Und trotzdem tat ich etwas. Ich stieg in einen inneren Dialog mit mir selbst ein. Ich wollte mein Gehirn aus dem Gedankenteufelskreis heraus holen. Ich begann, mit mir über die positiven Aspekte zu sprechen: ich hatte keine Symptome, die anderen Tests in der Familie waren negativ, wir hatten direkt alle notwendigen Maßnahmen ergriffen, um das potenzielle Risiko des Weitertragens zu minimieren. Ich blickte ganz bewusst auf die positive Seite und entsprang damit der Negativspirale während der Wartezeit auf das offizielle Testergebnis.

Diese drei ersten Tage im April 2021 waren entrückt, aus der Zeit genommen. Sie rüttelten mich wach und sie machten den Kopf klar. Entscheidungen wurden schnell und eindeutig gefällt, ohne langes Zaudern. Diese drei Tage haben deutlich gemacht, wofür ich mich an die Gesundheitsvorgaben halte.

Im übertragenden Sinn finde ich in diesen drei Tagen viele Impulse, die im Umgang mit schwierigen Situationen wichtig sind, ganz gleich, um welche Situation es sich handelt:

  1. stets wachsam sein und versuchen zu verstehen, um was es wirklich geht,
  2. stets Konsequenzen (für mich und für andere) meines eigenen Handelns beleuchten, sichtbar und mir selbst begreifbar machen,
  3. stets die positiven Aspekte in den Blick nehmen, um so eine einseitige Perspektive zu vermeiden,
  4. stets die eigenen Emotionen in Verbindung mit der Situation annehmen und dahinter blicken, denn dort finden sich Aspekte, die für mein Handeln wichtig sein können und
  5. stets Verantwortung für mich und mein Handeln zu übernehmen

All das macht es leichter, gute und passende Lösungen für die jeweilige Situation zu finden. Es öffnet unseren Blick auf die Möglichkeiten, die wir haben und es erlaubt uns, zu lernen. Wenn Sie einmal aus der Bahn geworfen werden, sie glauben, vor einer Mauer zu stehen oder ganz einfach nicht wissen welchen Weg Sie als nächstes gehen sollen, dann nehmen Sie sich bewußt Zeit, die 5 Schritte durchzugehen. Schreiben Sie dazu alles auf, was Ihnen einfällt und lesen sie es sich am Schluß laut vor. Welche Lösung kommt Ihnen dann in den Sinn?

 

Ach und falls Sie sich gefragt haben, wie der offizielle PCR Test bei mir ausgefallen ist. Er war negativ! Obwohl zwei Schnelltests positiv waren und kaum eine Wahrscheinlichkeit zuliessen, dass ich negativ sein könnte, kam es doch ganz anders, glücklicherweise. Mich hat die ganze Situation um eine Erfahrung reicher gemacht und meinen Blick auf die Ansteckungsgefahr verändert. Ich weiss noch, wie ich in der Warteschlange für den PCR Test stand und vor mir eine junge Mutter zum Angestellten des Testcenters sagte "Na da werden ja bestimmt auch einige positive dabei raus kommen". Sie sagte dies in der Überzeugung, dass sie selbst nicht positiv sein kann und wie darin doch auch ein Urteil über das (korrekte oder nicht korrekte) Verhalten anderer darin steckte. Unsere Gedanken sind maßgeblich an unserem Weltbild, an unserer Kommunikation und an unserem Verhalten beteiligt. Wenn wir achtsam damit umgehen, dann können wir unsere (Arbeit-)Beziehungen, unsere Zusammenarbeit, unsere Führung und unseren Umgang miteinander positiv beeinflussen. Was wäre, wenn das unsere Welt positiv verändern würde?